ECOTIP: Ökologische Kippkaskaden in den arktischen Meeren
Gerhard Herndl vom Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie leitet das Projekt „ECOTIP“.
Das Projekt „ECOTIP“ beschäftigt sich mit den rasanten Veränderungen, die die Meereswelt der Arktis sowohl in physikalischer als auch in biotischer Hinsicht erlebt. Faktoren wie der allmähliche Verlust von Meereis, der Temperaturanstieg des Meeres, invasive Arten und verstärkende Effekte weiterer Ökosystemstressoren werden als Hauptursachen für den beobachteten Wandel arktischer Arten erkannt.
Überblick
Das Projekt „ECOTIP“ beschäftigt sich mit den rasanten Veränderungen, die die Meereswelt der Arktis sowohl in physikalischer als auch in biotischer Hinsicht erlebt. Faktoren wie der allmähliche Verlust von Meereis, der Temperaturanstieg des Meeres, invasive Arten und verstärkende Effekte weiterer Ökosystemstressoren werden als Hauptursachen für den beobachteten Wandel arktischer Arten erkannt. Ein weiteres großes Anliegen sind die klimatischen Kippelemente, die in der geologischen Vergangenheit die Arktis beeinflusst haben und dies auch in Zukunft tun könnten, was zu einer Regimeverschiebung von beispiellosem Ausmaß führen könnte. Die Vorhersage dieser Veränderungen ist jedoch aufgrund vieler Wissenslücken, insbesondere im mechanistischen Verständnis der Kopplung zwischen Triebkräften und Reaktionen, schwierig.
Zwei entscheidende Dienstleistungen des arktischen Meeresökosystems stehen auf dem Spiel: die Kohlenstoffbindung, die Auswirkungen auf das globale Klima hat, und die Fischerei, die für viele lokale Gesellschaften in der Arktis von wirtschaftlicher Bedeutung ist. Das Projekt ECOTIP zielt darauf ab, die Artenvielfalt der Arktis in der Vergangenheit und Gegenwart zu erforschen, ihre Reaktion auf externe Faktoren zu verstehen und die Auswirkungen vermehrter wirtschaftlicher Aktivitäten in der Arktis im Kontext des erwarteten Klimawandels aufzuzeigen.
Das Projekt untersucht die Resistenz, Resilienz und Persistenz wichtiger Ökosystemkomponenten gegenüber verschiedenen anthropogenen Stressoren und schätzt ihre potenzielle Kippdynamik ab. Ein innovativer, merkmalsbasierter Ansatz wird in Verlaufsstudien, empirischen Analysen und numerischen Modellen verwendet, um die funktionelle Vielfalt zu quantifizieren und vorherzusagen, wie unterschiedliche anthropogene Belastungsszenarien (einschließlich Klima, invasive Arten, Verschmutzung, Nutzung) die Biodiversität, Produktivität und Ökosystemdienstleistungen beeinflussen werden.
ECOTIP wird eng mit indigenen Gesellschaften und europäischen Bürger*innen zusammenarbeiten, um Empfehlungen zur optimierten Überwachung der Artenvielfalt und der Ökosystemdienstleistungen in der Arktis zu geben, Anpassungsstrategien zu ermitteln, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und die europäischen Bemühungen um die Umsetzung des Pariser Übereinkommens sowie der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.